Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Nudging – Anstupsen oder Gängeln?

Erstellt von r.ehlers am Samstag 9. Mai 2015

Sie wissen, was Mobbing ist, das auf das Herausdrängen aus der Gruppe (=Mob) abzielende massive Schikanieren,  z.B. eines Arbeitskollegen oder Mitschülers.Der Verhaltensforscher Konrad Lorenz hat diesen Begriff 1963 bei der Beschreibung der Gruppenangriffe von Vögeln auf einen Feind, etwa einen Fuchs, erfunden.

Auch was Stalking ( jur. Nachstellung)  ist, haben Sie lernen müssen: Es ist das obsessive belästigende Verfolgen einer Person. Dieser Begriff kam erstmals 1993 auf. Er stammt über das Gälische (staclaire=Jäger, Falkner) aus der englischen Jägersprache, die darunter sowohl das Jagen und Hetzen wie auch das Stolzieren versteht.

Und jetzt wird unser Begriffshorizont erweitert durch den brandaktuellen Begriff des Nudging (Aussprache: Nadj:ing). Auch dieser Begriff kommt aus dem Englischen. Ein Nudge ist ein Stups oder ein Schubs.Ein häufiger Grund, weshalb jemand einen Stups erhält, ist dass er gezielt auf etwas hingewiesen werden soll. Bestes Beispiel ist, wenn eine Tiermutter ihrem Jungen durch einen leichten Anstoß bedeutet, wohin es sich bewegen soll oder wo etwas Fressbares zu finden ist – womit wir bei dem  Generalthema des richtigen Essens auf den hiesigen Internetseiten sind.

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Erst 2008 kam dieser Begriff auf durch das Buch von Thaler und Sunstein „Wie man kluge Entscheidungen anstößt“, Ullstein, 2010. Die beiden US-Professoren (Ökonomie und Rechtswissenschaft) sehen mehr die Vorteile dieses Vorgehens der wohlmeinenden Hinführung zum das Gemeinwohl dienenden rationaleren Verhalten der allgemein mehr gefühlsbestimmten Menschen. Sie nennen das einen libertären Paternalismus, libertär, weil der Angestoßene ja frei ist, sich auch gegen den durch den Stups angezeigten Weg zu stellen.

Nicht, dass die Methode wirklich neu wäre! DiePolitiker in aller Welt haben aber den Anstoß durch Thaler und Sunstein  aufgegriffen, um konsequenter als bisher schon geschehen ihre Bürger zu gängeln. Ganz in diesem Sinne ist beispielsweise in Österreich geregelt, dass jeder als Organspender behandelt wird, der sich nicht zu Lebzeiten ausdrücklich dagegen entschieden hat. Rechtlich scheint mir das indessen schon über die Grenzen des Zulässigen weit hinauszugehen und sowohl das Gebot der Achtung der Würde des Menschen wie das seiner Informationsfreiheit im Wesenskern zu verletzen. Ich muss doch auch die Freiheit haben, eine wichtige Frage nicht zu beantworten!

Die englische Regierung setzte 2010 sogar ein Behavioural Insights Team zur Förderung der Akzeptanz der Regierungspolitik durch intensive Nutzung der Nudge-Theorie ein. New South Wales in Australein tat Ähnliches. Mit Nudge-Methoden soll auch die Bereitschaft erhöht werden, Steuern zu zahlen und in Notfällen zu spenden, die Wahlbeteiligung zu erhöhen etc.. Auch in den USA sucht seither die Politik, mit Nudging weniger krass und offen als bisher die Freiheitsrechte einzuschränken, also durch nicht justiziablen psychischen Druck ihre Ziele bei den Bürgern durchzusetzen (z.B. in Sachen de „Homeland Security“)..

 

Nudging ist schon lange da

Nudging, das als ganz neu wissenschaftlich beschrieben und angeblich erst jetzt der Politik als Mittel zur Beinflussung der Bürger richtig bewusst geworden ist, ist aber schon seit der Abkehr vom autoritären Verhalten der Herrschenden auf Staats- und Gesellschaftsebene, also beginnend mit dem Ende der Adelsherrschaft in stetig wachsendem Maße gegenüber der zwingenden Anordnung der sanftere Weg für die Durchsetzung von Zielen im politischen Raum und für die kommerzielle Werbung in der Wirtschaft. Es ist das probate Mittel schlechthin, die Menschen  ganz ohne Rücksicht auf Gut und Böse auf die Ziele der wirtschaftlich und politisch Mächtigen zu prägen.

Ist es nicht im Sinne der Erhaltung der Macht eine wahrhaft patente Methode, mit ständigen Hinweisen, Belehrungen und Kampagnen die Bürger zur Übereinstimmung mit den Vorgaben der Informationsgeber zu bringen statt sie ungestört ihre Meinungen entwickeln und sich sich dann mit ihnen herumstreiten zu müssen?! Entscheidend über den Erfolg dieses Nudging ist der Grad der Beherrschung der Informationsmedien durch die Nutzer der Nudge-Theorie. Da ist kaum auf eine Minderung zu hoffen. Im Dritten Reich bereits jagte eine Kampagne die andere, bis die übergroße Mehrheit der Bürger reif war, alles zu akzeptieren, was von oben kam.Die vielen amerikanischen Kriegspropagandafilme über die Kriege gegen Deutschland, Japan, Korea, Vietnam, Irak und Afghanistan und selbst die imaginären Kämpfe im Weltraum (Star Wars, Star  Trek) liegen auf derselben Welle. Längst haben wir die „Schöne Neue Welt“ Aldous Huxley’s erreicht, in der jedem Einzelnen von allen Seiten immer wieder bedeutet wird, wo er steht, dass er sich nicht sorgen muss  und alles gut ist. Derzeit ist es doch schon so weit, dass mehr als jeder zweite Wähler in Deutschland überzeugt ist: „Deutschland geht es gut!“ Dass unser Geld längst nicht mehr als die Hälfte wert ist und auf der Bank keine Zinsen bringt und dass das Geldsystem ganz sicher bald zusammenbricht, vergisst man lieber. Es fehlen ja auch die öffentlichen Anstöße, sich damit zu beschäftigen!

Tatsächlich ist die Macht der Nudger in unserer heutigen Welt bereits immens. Ohne dass uns als Konsumenten irgendwelche Vorschriften hätten gemacht werden müssen, kaufen wir und essen wir in übergroßer Zahl alles, was uns die Industrie als angeblich wertvoll und preiswert andient.Den meisten istdoch egal, was da alles auf dem Etikett als Zutat steht. Wir schlucken ja auch alle Medikemente trotz der vielen möglichen Nebenwirkungen! Die Werbewelt wird gepägt durch endlose Angebote nutzloser und schädlicher Produkte. Denken Sie z.B. außer bei den Fertiggerichten auch an die Kosmetika, die voller Schadstoffe sind und sämtlich täglich ihre Abnehmer finden.

Ein Erfolg der Konditionierung/Gängelung der Bürger ist der,dass sich kaum noch jemand vorstellen kann, dass einmal überholte Strukturen abgebaut und wirkliche Reformen mit bedeutenden Fortschritten für die Allgemeinheit durchgesetzt werden könnten.

Oder glaubt noch wer daran, dass unser überteuertes Gesundheitswesen jemals reformeirt würde? Dass wir von der einseitigen Verschreibungsmedizin weg kämen und  die Prävention von Krankheiten an die erste Stelle aller Benühungen um die Gesundheit gesetzt würde? Glaubt noch wer, dass wir jemals von der schändlichen behördlich geduldeten gesetzwidrigen, weil artwidrigen Massentierhaltung herunter kämen? Oder dass die Politik mal ein Ende machte mit der Regulierung der Agrareinfuhr von außen in die Europäische Union und dem aufgedrängten Kauf der schäbigen Reste unsererer Agrarwirtschaft durch Drittländer, die dadurch ihre eigene Agrarwirtschaft ruinieren?

Wir müssen schon dankbar sein, wenn plötzlich die öffentlich-rechtlichen Sender NDR und WDR zusammen mit der Süddeutschen Zeitung aufdecken, dass unsere Geheimdienste mit Billigung der Regierung unsere eigene Wirtschaft und die befreundeter Länder wie auch deren Behörden im amerikanischen Interesse ausgespäht haben! Das erlaubt es uns doch daran zu glauben, dass unsere Medien doch keine „Lügenpresse“ sind, die entweder offen dirigiert oder verdeckt – durch  Nudging – gegängelt und „auf Linie“ gebracht sind.

 

Was können wir Einzelnen tun?

Wir haben tatsächlich die Möglichkeiten, den Einflüsterungen und ewigen unverlangten Anstößen zu widerstehen und uns in allen Fragen eine eigene Meinung zu bilden.Erfolg damit haben wir nur, wenn wir niemandem ungeprüft Glauben schenken, gleich mit welcher Arroganz er auftritt. Wenn wir das durchhalten, erhalten wir ein eigenes Bild von der Realitität und können eher das tun, was für uns gut ist.

In Bezug auf unsere Entscheidungen über das richtige Essen heißt das, dass wir gut daran tun, nicht kritiklos und blind die laufend auf uns einströmenden Informationen über den Gesundheitswert von Lebensmitteln und die Diäten zu hören. Das schließt auch die Informationen ein, die – meist durch Studien – angeblich wissenschaftlich gesichert sind.

Sehen wir die Informationen  mit dem gebotenen Abstand, erkennen wir unweigerlich, dass wir Menschen uns in vielen Gesellschaften Jahrtausende lang sehr gesund ernährt haben, ohne all die von der Natur geschaffenen hochkomplexen Zusammenhänge zu verstehen. Wir begreifen nach und nach immer ein wenig mehr von den unglaublichen Wirkzusammenhängen bei der Aufnahme, der Verstoffwechslung und der Nutzung unserer Nahrung. Aber wir dürfen nicht an Wunder glauben, sondern müssen verstehen, dass das immer nur Teile von sehr großen Puzzles sind.

Wichtiger als alle neuen Erkenntnisse aus den Labors der Wissenschaften ist die Rückkehr zu einer Esskultur mit den Essweisen, die im Interesse der Erhaltung unserer Gesundheit dienlich sind. Ganz weit im Vordergrund stehen dabei nächst der Auswahl inhaltsreicher Lebensmittel ihre richtige Vorbehandlung vor dem Essen – wegen der Enzyme immer auch ein wenig roh oder sehr kurz gegart- und die Aufnahme des Essens zu den richtigen Zeiten, also insbesondere auf leeren Magen.

Lassen wir uns dagegen auf die Gängelungen durch die halboffiziöse Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) ein, machen wir da allerdings alles falsch. Dann können wir ja meinen, es reichte aus, frische Nahrung auszuwählen,die wir dann auch sämtlich – ohne Rücksicht auf den Erhalt ihrer Enzyme – durchkochen könnten. Nach der Meinung der DGE müsten wir gar  unbedingt drei Hauptmahlezeiten am Tage essen und müssten insgesamt darauf achten, insgesamt sogar mindestens 5 x am Tag Obst und Gemüse zu uns zu nehmen. Eine Förderung des körpereigenen Aufbaus des Botenstoffes Serotonin durch den Verzehr nativer Kost/Aminas gibt es dann ebensowenig wie die Weckung des Hungerhormons Ghrelin und der ausreichenden Ausschüttung des Wachstumshormons Somatotropin im Interesse der nächtlichen Regeneration aller Körperzellen.

Die Macht der DGE, vom Staat bezahlt (und offenbar auch von der Industrie hier und da gefördert)  sollte man nicht unterschätzen. Von ihr direkt gehen mächtige Anstöße (Nudges) aus auf das gesamte Gesunheitswesen, auf die Gesundheitsverwaltungen, die Ärzteschaft, ihre Tausende nach von ihr ausgebildeten Oecotrophologen (DGE)  und Ernährungsberatern (DGE)  und vieler auf ihrer Linie befindlicher Medizinjournalisten.